Toll - Haus - Konzeption

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Toll - Haus - Konzeption
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Liebe LeserInnen,

hier ist sie endlich - unsere Konzeption

Inhaltsverzeichnis

0 VORWORT
1 AUFGABEN UND ZIELSETZUNG
2 THERAPEUTISCHE GRUNDLAGEN
3 ZIELGRUPPE UND AUFNAHME
4 FINANZIERUNG
5 INHALTLICHE ARBEIT
6 BESONDERE ASPEKTE DES    THERAPEUTISCHEN ANGEBOTS IM
    TOLL - HAUS KÖLN
7 ORGANISATION DES THERAPEITISCHEN    MILLIEUS

    7.1 Räumliches Umfeld
    7.2 Zeitliche Struktur
    7.3 Das Team

      7.3.1 Größe / Zusammensetzung
      7.3.2 Zeitliche Arbeitsorganisation
      7.3.3 Interne Arbeitsorganisation


        7.3.3.1 Flache Hierarchie
        7.3.3.2 Beratungs - und Entscheidungsgremien
        7.3.3.3 Vereinsvorstand und Einrichtung

8. KOOPERATION

    8.1 Gründe für Kooperationen
    8.2 Formen der Kooperation
    8.3 Vernetzung
    8.4 Netz von mitmenschlichen Beziehungen

9 WISSENSCHAFTLICHE GRUNDLAGEN; FORSCHUNG UND BEGLEITUNG

    9.1 Grundlagen

10 QUALITÄTSSICHERUNG

11 PROJEKT TOLL - HAUS KÖLN


K O N Z E P T I O N
T O L L - H A U S K Ö L N

0 VORWORT

Im Jahr 1997 fanden sich in Köln Menschen (fast alle in sozialpsychiatrischen Institutionen in der Region Köln / Bonn tätig) zusammen, die daran interessiert waren, der breiten psychiatrischen Landschaft in Köln einen weiteren, alternativen Baustein hinzuzufügen. Angeregt durch die Teilnahme an der Tagung zum 15-jährigen Bestehen der SOTERIA Bern wuchs das Interesse, auch in Köln eine Einrichtung aufzubauen, die sich den Grundsätzen der SOTERIA - Idee verpflichtet fühlt.

So begannen wir, auf der Grundlage des SOTERIA - Konzeptes eigene Ideen zur Weiterentwicklung zu erarbeiten. Hilfreich dabei waren die Kontakte zu anderen Initiativen in Deutschland und im europäischen Ausland, die sich 1998 in Hannover zur IAS (Internationale Arbeitsgemeinschaft der SOTERIA - Initiativen)zusammenschlossen.

Im Anschluß nun wird eine vorläufige Konzeption vorgelegt, die von der Kerngruppe des Projektes TOLL - HAUS KÖLN erarbeitet wurde. Unsere weitere Absicht ist, dieses Projekt in Köln vorzustellen, um weitere Menschen für dieses Projekt interessieren, und es mit breiter Unterstützung letztlich realisieren zu können. Dazu wird es in der Folge bedeutsam sein, das Projekt auf eine trialogisch organisierte Basis zu stellen, um den Wünschen und Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht werden zu können.

Köln, im Oktober 1997

RALF BLEYMEHL    PETER HAHL    KIRSTEN KOPP    HOLGER STÜTTCHEN

1 AUFGABEN UND ZIELSETZUNG

Die Idee des TOLL – HAUS KÖLN ist, Menschen in psychosozialen Krisensituationen ein Alternativmodell zum herkömmlichen Aufenthalt in einer Psychiatrischen Klinik anzubieten. Das Konzept des TOLL – HAUS KÖLN ist angelehnt an die im Jahre 1971 von Loren R. Mosher und Alma Z. Menn in San Francisco / USA sowie die im Jahre 1984 von Luc Ciompi in Bern / Schweiz begründeten SOTERIA – Häuser und deren Behandlungskonzepte. Die ursprüngliche Bedeutung von SOTERIA (Schutzhütte der griechischen Schafhirten) meint in der Übertragung in etwa Geborgenheit, Sicherheit, Befreiung. In diesem Sinne ist auch TOLL – HAUS KÖLN bemüht, betroffenen Menschen ein Krisenhaus anzubieten, in dem die Möglichkeit besteht, in persönlicher, individueller, alltagsnaher und nicht-klinischer Atmosphäre die Krise zu bewältigen und selbstbestimmte Wege daraus zu entwickeln.

Wichtigster Bestandteil des Angebotes im TOLL – HAUS KÖLN ist das Bemühen, die Menschen, die in einer akuten Krisensituation kommen, durch eine intensive 1:1 – Begleitung aufzufangen, und sie ebenso bei der Bewältigung, Bearbeitung und Integration der in der Krise gemachten Erfahrungenzu begleiten und zu unterstützen. Die Begleitung soll in aller Regel psychopharmakafrei erfolgen, aber immer auch in Abstimmung mit den betroffenen Klienten, so daß grundsätzlich auch eine niedrig dosierte, zeitlich begrenzte medikamentöse Therapie erfolgen kann. Zentrales Element der Begleitung in der Akutphase der Krise soll das Weiche Zimmer bilden. Im Mittelpunkt aller Bemühungen soll der betroffene Mensch mit seinen Fähigkeiten und Defiziten stehen, und er soll -im Gegensatz zur Versorgungsstruktur in klinischen, stationären Einrichtungen - die Möglichkeit haben, seine "Behandlung" möglichst weitgehend mitzubestimmen -eine "Kultur des offenen Dialogs" zwischen Klient, seinen Bezugspersonen, den Mitarbeitern und dem Arzt soll anstelle eines eher an "objektzentrierter Behandlung" orientierten Konzeptes treten. In Erweiterung des ursprünglichen SOTERIA – Ansatzes besteht das Bemühen, Menschen mit unterschiedlichen psychiatrischen Diagnosen aufzunehmen (s. a. "Aufnahme").

Wesentliche Grundlage einer solchen Begleitung ist auch das Konzept der Salutogenese, d.h., der Anspruch, die vorhandenen Selbsthilfepotentiale der betroffenen Menschen zu aktualisieren und zu mobilisieren, gegebenenfalls zu entwickeln und zu fördern.

Die geplante Größe (max. 10 Behandlungsplätze) und Lage (möglichst zentral, aber ruhig gelegen) soll ebenfalls den Charakter eines überschaubaren, alltagsnahen Lebensraumes für eine begrenzte Zeit (bis zu sechs Monate sind geplant) unterstreichen. Es besteht daneben die Idee,dem TOLL – HAUS KÖLN einen integrativen Charakter zu verleihen, d.h., neben dem geschützten Raum zur Krisenbewältigung soll ein Café als "Ort der Begegnung" stehen, das sowohl den Klienten, ihren Angehörigen und Freunden, als auch der "Öffentlichkeit" offenstehen soll bzw. für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann. Gleichzeitig kann dieses Café Klienten oder ehemaligen Klienten sinnvolle Beschäftigung / Arbeit ermöglichen.

Der Schwerpunkt bei der sozialen und beruflichen Eingliederung liegt darin, vorhandene Kontakte nach Möglichkeit zu erhalten, und - falls notwendig - Beratung und Unterstützung bei dem Aufbau eines neuen Umfeldes zu leisten. Ziel ist also, die in akuter Krise ins TOLL - HAUS KÖLN kommenden Menschen zu ermutigen und zu befähigen, durch körperliche, seelische, geistige Stabilisierung sowie soziale und berufliche Eingliederung ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

2 THERAPEUTISCHE GRUNDLAGEN

Das therapeutische Milieu im TOLL – HAUS KÖLN orientiert sich an unterschiedlichen therapeutischen Ansätzen, die die individuellen Notwendigkeiten und Bedürfnisse der Klienten würdigen:

Wahrnehmung, Erleben und Verhalten in psychosozialen Krisensituationen ist sowohl für die betroffenen Menschen, als auch für die Menschen in ihrem Umfeld (Angehörige, Freunde, aber auch professionelle Helfer) oft mindestens irritierend, meist jedoch eher bedrohlich und änstigend. Notwendig ist daher eine Form der Begegnung, die auf das Verstehen dieser Zusammenhänge ausgerichtet ist und bemüht ist, den betroffenen Menschen behilflich zu sein, die entsprechende Symptomatik und die dahinter liegenden Zusammenhänge zu begreifen, -wenn möglich- sich damit auseinanderzusetzen, zu verändern und zu integrieren.


Hierzu sind u.a. psychodynamische bzw. psychoanalytische Ansätze (z.B. wie sie durch G. Benedetti erarbeitet wurden) von erheblicher Bedeutung. Elemente der Integrativen Gestalttherapie (nach H. Petzold) können ebenso wichtige Beiträge leisten.

Einerseits ist es wichtig, bestehende reale Kompetenzdefizite zu erkennen und die betroffenen Menschen bei der Bewältigung dieser Defizite zu unterstützen; ebenso ist aber von Bedeutung, die Ressourcen und Fähigkeiten wahrzunehmen, und diese zu fördern.

Sinnvoll erscheint dabei, gemeinsam Ziele zu entwickeln, überschaubare Schritte und geeignete Maßnahmen zu vereinbaren, um diese Ziele zu erreichen. Ebenso sollte ständig überprüft werden, ob die Maßnahmen, Schritte und Ziele angemessen und erreichbar sind; gegebenenfalls sind sie an die aktuellen Möglichkeiten anzupassen.

Wichtig können hier verhaltenstherapeutische Ansätze (insbesondere auch kognitiv-therapeutische Ansätze) sein, die zur Behebung realer Kompetenzdefizite dienlich sein können.

Wenn sprachlicher Ausdruck in der aktuellen Situation aufgrund hoher Anspannung, Angst, etc. nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, kann die einzig mögliche Kontaktaufnahme auf der Körperebene liegen (z.B. stützende Hand auf der Schulter, tröstende Umarmung, etc.).
Darüber hinaus kann es sein, daß in der Krisensituation gemachte Grenzerfahrungen sowie irritierende, verängstigende Wahrnehmungen sprachlich nicht vermittelbar sind. Um trotzdem eine Mitteilung des beeindruckenden Erlebens und eine Distanzierung von den oft begleitenden Ängsten zu ermöglichen, gibt es das Angebot zu Kreativer Gestaltung mit bildnerischen, formenden, musikalischen, darstellenden Mitteln (leib- und bewegungstherapeutische, kreativtherapeutische Ansätze).

Milieutherapeutische Gruppen sowie entsprechend an der Einzelperson orientierte Hilfen sollen den betroffenen Menschen Unterstützung bei der Gestaltung einer individuell ange-paßten Tagesstruktur sowie bei der generellen Alltagsbewältigung bieten. Vor der Entlassung sollen Gespräche über die Vorstellungen der Klienten über einen künftigen sozialen Lebensrahmen stattfinden; wenn es erforderlich und gewünscht ist, wird versucht, entsprechend adäquate ambulant weiterführende Hilfsangebote nach einem Aufenthalt im TOLL – HAUS KÖLN zu vermitteln (sozialpsychiatrische Ansätze).

Beschäftigungs- und arbeitstherapeutische Maßnahmen (Ergotherapie) sowie die Begleitung bei der Suche nach adäquaten Beschäftigungs- und Arbeitsmöglichkeiten sind ebenfalls möglich.

Fachärztliche psychiatrische Begleitung ist durch die kontinuierliche Begleitung eines im TOLL – HAUS KÖLN angestellten Arztes gewährleistet, der für die medizinische Beratung und Behandlung der Klienten zuständig ist. Die Zuständigkeit des Arztes wird - neben allgemeiner medizinischer Behandlung -in der psychotherapeutischen Begleitung (neben anderen Psychotherapeuten), aber auch in der Beratung über eine unterstützende, von Klienten gewünschten Psychopharmaka - Therapie liegen.

Angestrebt wird die Zusammenarbeit mit einer Psychiatrischen Klinik in der Region Köln.


Angehörige und / oder wichtige Bezugspersonen sollen von Beginn an in das therapeutischeKonzept miteinbezogen werden, sofern nicht die Wünsche des Klienten dem entgegenstehen. Dazu gehört auch das Miteinbeziehen der konkreten Lebensumstände der Klienten (paar-, familien- und systemisch orientierte therapeutische Ansätze).

3 ZIELGRUPPE UND AUFNAHME

Das Angebot von TOLL - HAUS KÖLN richtet sich an Menschen (ab 18 Jahren), die sich in akuten psychosozialen Krisen befinden. Diagnosen nach

ICD-10 (Kapitel V (F)):
    Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen (F2)
    Affektive Störungen ( F3 )
    Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen (F4)
    Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen ( F6 )
Besonderheit des TOLL - HAUS KÖLN ist, daß die betroffenen Menschen nach Möglichkeit ohne die Einnahme von Psychopharmaka auch in akuten Phasen begleitet und betreut werden können, wenn sie dies wünschen. Keine Aufnahme finden :
  • Menschen in forensischer Unterbringung
  • Menschen mit vorwiegend körperlich begründeten Psychosen
  • Menschen mit primärer Suchtproblematik
  • Menschen mit starker Pflegebedürftigkeit, bei denen die somatische Behandlung im Vordergrund steht
  • Menschen mit primär altersbedingter psychiatrischer Behandlungsbedürftigkeit

Die Aufnahme wird jedoch pragmatisch und einzelfallbezogen entschieden.

Die Aufnahme im TOLL - HAUS KÖLN erfolgt nur auf freiwilliger Basis. In TOLL - HAUS KÖLN können Menschen nicht zwangseingewiesen werden, und es sollen -außer in eng definierten Notfällen- auch keine Zwangseinweisungen von im TOLL - HAUS KÖLN lebenden Menschen in eine Psychiatrische Klinik stattfinden. Es können auch Menschen mit langjähriger psychischer Erkrankung ( "Chronische Erkrankung" ) aufgenommen werden, um ihnen Übergänge zu selbständigeren Lebensformen zu ermöglichen. Der Kontakt zum TOLL - HAUS KÖLN soll in der Regel durch Eigeninitiative, Angehörige oder nahestehende Menschen, durch Vermittlung von niedergelassenen Ärzten, Kliniken, SPZ´s oder anderer Einzelpersonen bzw. Institutionen zustande kommen. Der erste Kontakt mit dem TOLL - HAUS KÖLN soll möglichst angstfrei und den Bedürfnissen und den Wünschen des aufzunehmenden Menschen entsprechend gestaltet werden; Aufnahmen sollen durch erfahrene Mitarbeiter des TOLL - HAUS KÖLN durchgeführt werden. Angestrebt wird der Aufbau und die Entwicklung eines tragfähigen therapeutischen Arbeitsbünd-nisses unter Verwendung eines anerkannten Hilfeplans ( z.B. IBRP der "AKTION Psychisch Kranke e. V. "). Obligatorisch wird derAbschluß einer Behandlungsvereinbarung sein. Die Aufenthaltsdauer im TOLL - HAUS KÖLN kann bis zu sechs Monaten betragen; in begrün-deten Einzelfällen ist auch eine längere Dauer möglich. Vorstellbar ist, das TOLL - HAUS KÖLN zu einem späteren Zeitpunkt auch in einen Gemeinde-psychiatrischen Verbund mit Versorgungsverpflichtung einzugliedern.

4 FINANZIERUNG

Ein vorläufiges Konzept zur Finanzierung des TOLL - HAUS KÖLN (das endgültige Finanzierungskonzept wird noch erstellt):

Jährliche Kosten:                                                     1.950.000 DM
÷ 365 Tage/Jahr                                                             5.350 DM
÷ Bettenbelegung
Auslastung 80% Tage / Jahr                                               670 DM
Auslastung 90%                                                                 590 DM
Auslastung 95%                                                                 560 DM
Auslastung 100 %                                                              535 DM
MINDEST - PFLEGESATZ (pro TAG pro PERSON)     535 DM

Es besteht die Vorstellung, die Finanzierung des Pflegesatzes mit einer Mischung aus öffentlichen und privaten Geldern zu erreichen:

Öffentliche Träger                  Private Träger
· Krankenkassen                    · Stiftungen
· Rentenkassen                       · Social Sponsoring
· Pflegekassen                        · Vereinsmittel
· Sozialhilfeträger                    · Spenden
                                             · Einzelförderung
                                              · Einnahmen des Café
                                              · Sonstige Einnahmen

5 INHALTLICHE ARBEIT

Im Vordergrund der Arbeit steht, den in das TOLL - HAUS KÖLN aufgenommenen Menschen in seinem Mensch - Sein, mit seinen kranken und gesunden Anteilen wahrzunehmen und zu begegnen. Durch das Angebot einer kontinuierlichen Begleitung und Unterstützung soll dem Einzelnen ermöglicht werden, den Zugang zu sich selbst zu finden, und Vorstellungen zu entwickeln, wie er seinen weiteren Lebensweg gestalten möchte. Diese Form mitmenschlicher Begleitung in einer Krise und das Angebot eines überschaubaren, entspannten und reizgeschützten therapeutischen Milieus bietet die Voraussetzung dafür, auf den Einsatz von Psychopharmaka möglichst zu verzichten. Der Aufenthalt im TOLL - HAUS KÖLN gliedert sich in mehrere Phasen (angelehnt an das

"4 - Phasen - Modell"

der SOTERIA Bern ). Deren Dauer ist individuell unterschiedlich und abhängig von der Situation und der Verfassung des aufgenommenen Menschen. Die Einschätzung darüber erfolgt gemeinsam und in Absprache zwischen Klient, Team und Arzt.

I) BERUHIGUNGSPHASE

    Zielgruppe: Menschen in akuten Krisen Betreuungsbereich: Intensive Begleitung Therapeutische Ziele: Krisenbewältigung, Angebot von Schutz und Geborgenheit, Schaffen von Vertrautheit, Erfahrung von Toleranz und Ak- zeptanz in der Andersartigkeit / Verrücktheit, grundsätzliche Stabilisierung der psychophysischen Verfassung des Klienten als Voraussetzung weiterer therapeutischer Begleitung durch: Reizabschirmung, Angstreduktion, Entspannung, Mit - Sein, Begleitung; Aufenthalt im "Weichen Zimmer" Das "Weiche Zimmer" ist wesentlicher Bestandteil der Begleitung in der Beruhigungsphase. Klienten haben -je nach ihrem Bedürfnis - jederzeit die Möglichkeit, dieses "Weiche Zimmer" zu nutzen - entweder alleine oder in Begleitung einer therapeutischen Bezugsperson. Die Hauptaufgabe der Betreuungsperson in dieser Situation ist die des Dabei - Sein ("Being - with" [L. Mosher]). Bisher wurde eine Begleitung im Weichen Zimmer nur bei Menschen mit psychotischer Erlebensweise (v. a. Schizophrenie) durchgeführt - unklar bleibt, ob dies auch für Menschen mit anderen Erlebensweisen (z.B. Affektiven Erkrankungen, Belastungs- und Somatoformen Erkrankungen, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen) eine mögliche Begleitungsform darstellt. Sollte sich dies als undurchführbar erweisen, werden alternative Konzepte zu Intensiver Begleitung in Situationen akuter krisenhafter Entwicklung zu entwickeln sein. Angestrebt wird eine psychopharmakafreie Behandlung, wobei der Wunsch des Klienten berücksichtigt wird.

II) STABILISIERUNGS- / AKTIVIERUNGSPHASE

    Zielgruppe: Menschen im Zustand nach akuter Krise Betreuungsbereich: Intensive Begleitung Therapeutische Ziele: Erholung nach der Krise, Wiederorientierung im Alltag, Aufnahme lebenspraktischer Tätigkeiten, Förderung der Eigeninitiative, Angebote zur Rückkehr aus der Isolation - die während der Krise entstanden ist - in die Gemeinschaft, Angebot zur Bearbeitung der in der Krise entstandenen Konflikte durch: Ermunterung zu Aktivitäten, Gespräche, Akzeptanz der individellen Tagesstruktur des Betroffenen, Raumgeben zur Neuorientierung, Unterstützung beim Zurechtfinden in "unserer" Realität; Die Nutzung des "Weichen Zimmer" ist weiterhin möglich.

III) ORIENTIERUNGSPHASE

    Zielgruppe: Menschen mit wiedererlangter psychischer Stabilität und dem Ziel sozialer und beruflicher Rehabilitation und Integration.
    Betreuungsbereich: Vorbereitung auf / Planung der Rehabilitation
    Therapeutische Ziele: Erarbeitung von Handlungsschritten zu sozialen und beruflichen Integration, Entwicklung einer möglichen Weiterbegleitung in Form von Psychotherapie oder anderen ambulanten therapeutischen Mitteln, Wiedererlangung von Selbständigkeit und Orientierung nach außen durch:
    Gespräche, Sozialberatung, Unterstützung und Begleitung bei der weiteren Lebensplanung, Förderung der Verselbstständigung, Teilnahme an milieutherapeutischen Gruppen, Möglichkeit zur Anwendung alternativer Behandlungsmethoden, Möglichkeit zu ergotherapeutischer Begleitung, Förderung zur Aufnahme einer Beschäftigung / Arbeit, Aufbau eines oder Anknüpfen an ein vorhandenes soziales Netzwerk, Rückfallprophylaxe (Beratung, Aufklärung über therapeutische, medizinische und sonstige Möglichkeiten), psychoedukative Methoden, Beratung zu weiterführender ambulanter Psychotherapie.

IV) VERSELBSTÄNDIGUNGSPHASE / ABSCHIED UND NEUANFANG

Zielgruppe: Menschen auf dem Weg zur Wiedereingliederung nach Krisenbewältigung
Betreuungsbereich: soziale und berufliche Wiedereingliederung Therapeutische Ziele: Vorbereitung und Begleitung bei der Entlassung aus dem TOLL - HAUS KÖLN, Umsetzung der eigenen Lebens- planung, Angebot zur Nachbegleitung / Nachbetreuung durch: Reflektion der Aufenthaltszeit im TOLL - HAUS KÖLN, Information über Nachbetreuungsmöglichkeiten und Motivation zu deren Nutzung, Begleitung im Prozeß der Verabschiedung, Lösen der therapeutischen Beziehung

NACH DEM STATIONÄREN AUFENTHALT IM TOLL - HAUS KÖLN

    In aller Regel wird der Aufenthalt im TOLL - HAUS KÖLN nach Ablauf dieser Phasen beendet sein. Die Erfahrung zeigt aber, daß Menschen mit psychischer Erkrankung häufig mittel- oder langfristige Unterstützung auch nach klinischer Behandlung in Anspruch nehmen. Daher wird TOLL - HAUS KÖLN diesen Menschen -auch im Sinne kontinuierlicher Begleitung- ein Angebot zur nachgehenden Begleitung machen

. NACHGEHENDE BEGLEITUNG

    Zielgruppe: Menschen, die nach erfahrener Krisenbewältigung und / oder Aufenthalt im TOLL - HAUS KÖLN, die den Wunsch nach weitergehender Stabilisierung äußern. Therapeutische Ziele: Entwicklung und Stabilisierung eigener Ressourcen, Auseinandersetzung mit der Krankheit, ihren Ursachen und Folgen; Reflektion über bisherige Erfahrungen im Eingliederungs- prozeß und mögliche gemeinsame Entwicklung weiterer Schritte durch: ambulante Angebote des TOLL - HAUS KÖLN : TOLL - HAUS - CAFÉ (u.a. durch kulturelle Veranstaltungen und Angebote) unterschiedliche ambulante psychotherapeutische Angebote (auch Vermittlung an extern arbeitende Therapeuten:

  • Tiefenpsychologisch orientierte Therapie
  • Verhaltenstherapie
  • Integrative Gestalttherapie
  • Familientherapie, etc.
  • Einzel- / Gruppenangebote zur Nachbegleitung
  • Angehörigenarbeit (evtl. in Zusammenarbeit mit RAT & TAT Köln)

  • Planung: "INSTITUTSAMBULANZ" ? "TAGESKLINIK - PLÄTZE" ?

6 BESONDERE ASPEKTE DES THERAPEUTISCHEN ANGEBOTS IM TOLL - HAUS KÖLN

Eine kurze Darstellung der Besonderen Aspekte der Arbeit im TOLL - HAUS KÖLN :

Das Weiche Zimmer dient vor allem dazu, Menschen, die in erregter und / oder ängstlicher Verfassung ins TOLL - HAUS KÖLN kommen, von Außenreizen abzuschirmen und sie in ihrer augenblicklichen Verfassung zu begleiten, ihnen die Möglichkeit zu Entspannung, Ruhe, Entaktualisierung zu geben. Die Begleitung ist auch unter Einbeziehung von Angehörigen oder Freunden möglich. Damit der Einzelne mit klarem Bewußtsein zu sich und zu seinen ureigenen Lebenszielen finden kann, besteht im TOLL - HAUS KÖLN das Angebot zu psychopharmakafreier Begleitung auch in akuten Krisensituationen. Diese Form der Begleitung erfolgt immer in Absprache mit dem Klienten; dies kann unter Umständen bedeuten, für eine begrenzte Zeit eine möglichst gering dosierte medikamentöse Begleitung zu vereinbaren. Zentraler Aspekt der Krisenbegleitung im TOLL - HAUS Köln ist eine möglichst hohe Selbstbestimmung der Klienten. Garantiert werden soll dies durch den Abschluß der Behand- lungsvereinbarung zwischen Klient, Angehörigen, Betreuer, Team und Arzt des TOLL – HAUS KÖLN . Bestandteil des TOLL - HAUS KÖLN soll ein Café sein, das Klienten, ehemaligen Klienten, Freunden, Angehörigen, Anwohnern etc. offen steht. Es besteht die Absicht, daß in diesem Café auch Beschäftigungsmöglichkeiten für Klienten bzw. ehemalige Klienten geschaffen werden. Darüber hinaus soll dieses Café von allen Nutzern für unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen genutzt werden können, und soll somit als Ort der Begegnung in das lokale Gemeinwesen eingebunden werden.

Ein weiteres Kennzeichen des TOLL - HAUS KÖLN soll die Offenheit für alternative Behandlungsformen und Bewältigungsmethoden ( z.B.: Homöopathie, Spirituelle Behandlungsformen ("Seelsorge" im weitesten Sinne), Ernährungsumstellung, etc.) sein, sofern diese von Klienten gewünscht werden. Im TOLL - HAUS KÖLN sollen neben sozialpsychiatrischen Fachkräften auch Laien beschäftigt werden (sofern die erforderlichen menschlichen Eigenschaften - eine gefestigte Persönlichkeit mit Lebenserfahrung und Lernbereitschaft - vorliegen), um Normalität und Alltag auch in der besonderen Situation des Aufenthalts im TOLL - HAUS KÖLN miteinfließen zu lassen. Auch Psychiatrie - Erfahrene können im TOLL - HAUS KÖLN beschäftigt werden. Aufgrund ihrer eigenen, spezifischen Lebenserfahrung können sie in aller Regel besonders sensibel die Probleme der Klienten desTOLL - HAUS KÖLN wahrnehmen, und sind so eine wichtige Stütze der therapeutischen Arbeit.

7 Organisation des therapeutischen Milieus

7.1 Räumliches Umfeld

Ein wesentliches Merkmal der Gestaltung des therapeutischen Milieus ist das räumliche Umfeld.
Dieses Umfeld sollte so gestaltet sein, daß die therapeutischen Ideen umgesetzt werden können und es für die Genesungs- und Stabilisierungsprozesse förderlich ist. Hierzu soll eine entspannte Atmosphäre und die wohnliche Ausstattung des Hauses dienen.

Das räumliche Umfeld soll folgende Einheiten umfassen:

Einzelzimmer
  • 10 Einzelzimmer mit integriertem Bad / WC

    Die Einzelzimmer bieten ein Höchstmaß am Intimität, dienen als Rückzugsmöglichkeit; sie können in bestimmten Grenzen individuell gestaltet werden.

Gemeinschaftsräume
  • Wohnküche dient sowohl als zwangloser Begegnungsort als auch der gemeinsamen Einnahme der Mahlzeiten

  • Aufnahmeraum dient Aufnahmegesprächen, kann auch für Einzelgespräche genutzt werden

  • Empfangsbereich (Pforte mit zusätzlichen Aufgaben wie Telefon, Post, etc. - dieser Bereich kann eventuell später mit einem (Ex-) Klienten besetzt werden)

  • Versammlungsraum dient als Raum für interne Versammlungen oder Veranstaltungen

  • Café nach außen offener Begegnungs- und öffentlicher Veranstaltungsraum, Beschäftigungsmöglichkeit für Arbeitstherapie, Beschäftigungsmöglichkeit für (Ex-) Klienten

  • Mitarbeiterbüro mit Ruheraum und Bad / WC

  • Therapieraum kann sowohl für einzel- als auch gruppentherapeutische Angebote genutzt werden,

  • Weiches Zimmer Raum zur intensiven Begleitung in akuten Krisen
  • Bewegungs- / Kreativraum kann sowohl für körperliche und kreative Therapieformen genutzt werden.

  • Wintergarten

  • Vorratsraum

  • Lagerkeller / Hauswirtschaftsraum

  • Werkraum dient der Ergotherapie

  • Veranstaltungsraum für interne Feierlichkeiten

Schaubilder im Anhang (werden nachgereicht) illustrieren die Vorstellungen zum Aufbau und zur Ausstattung des TOLL - HAUS KÖLN.

2.Zeitliche Struktur

Regelmäßig wiederkehrende Rhythmen strukturieren die Lebenszeit jedes Menschen, wie z.B. der Tagesablauf und der Jahreskreis. Sie können psychisch kranken Menschen Halt und Ausrichtung vermitteln. In diesem Sinne ist geplant, im TOLL - HAUS KÖLN eine Rahmenstruktur zu entwickeln, um den dort lebenden Menschen eine Möglichkeit zur Orientierung anzubieten - hierzu werden gemeinsame Mahlzeiten, therapeutische Angebote, gemeinsame Freizeitgestaltungsangebote, etc. gehören.

7.3 Das Team

7.3.1 Größe / Zusammensetzung

Um die oben beschriebene, differenzierte Arbeit leisten zu können, ist eine Mindestgröße des Teams von 13 Mitarbeitern notwendig. Die Förderung der persönlichen Entwicklung der Klienten innerhalb des oben dargestellten Phasen-Modells erfordert eine multiprofessionelle Mitarbeiterschaft.
Hierzu sollen gehören:
  • Arzt
  • Sozialarbeiter / Sozialpädagogen
  • Psychologen
  • Psychotherapeuten / Heilpraktiker mit Psychotherapieerlaubnis
  • Pädagogen
  • Ergotherapeuten
  • Verwaltungsfachkraft
  • Krankenpflegepersonal
  • Als Mitarbeiter werden sogenannte Laien -also Menschen ohne fachspezifische Ausbildung- den professionellen Mitarbeitern gleichgestellt. Der Wert ihrer Mitarbeit liegt in ihrer Unvoreingenommenheit, der fehlenden Fachblindheit sowie im (mit-)menschlichem Engagement.

    Ebenso wichtig ist die Mitarbeit von Psychiatrie - Erfahrenen, deren spezielle Lebenserfahrung auch im Umgang mit ihrer jeweiligen Erkrankung einen wesentlichen Beitrag zur therapeutischen Arbeit im TOLL - HAUS KÖLN leisten kann.

    7.3.2 Zeitliche Arbeitsorganisation

    Die Mitarbeiter werden in 48-h-Diensten arbeiten (Variationen sollen und müssen möglich sein),um eine möglichst kontinuierliche Begleitung zu gewährleisten (einer der von L. Ciompi benannten Wirkfaktoren der SOTERIA).


    Die Betreuung soll rund um die Uhr erfolgen. Es sollen den Klienten stets mindestens 2 Mitarbeiter zur Verfügung stehen, um in Krisensituationen stets eine adäquate Begleitung (also eine 1 / 1 - Begleitung) bieten zu können.


    Diese 48-h-Dienste bieten die Möglichkeit (aber auch die Verpflichtung), ganz den Bedürfnissen der Klienten nachzukommen. Der Mitarbeiter hat in dieser langen Zeit die Möglichkeit, deren Bedürfnisse wahrzunehmen, um den richtigen Zeitpunkt für Interventionen zu erkennen und zu nutzen.

    In dieser Zeit werden auch durchgeführt
      1. die Grundversorgung
      2. einzelfallbezogene Therapien
      3. gruppenbezogene Therapien
      4. mittelbar patientenbezogene Aufgaben (Dokumentation, Kostenträger-Verhandlungen),
      5. etc.

    durchgeführt werden.

    7.3.3 Interne Arbeitsorganisation

    Kennzeichnend für die Mitarbeiterstruktur im TOLL - HAUS KÖLN ist eine flache Hierarchie. Sie verlangt von jedem Mitarbeiter sowohl eine kompetente eigenverantwortliche Arbeitsweise als auch die Befähigung zur Teamarbeit also die Fähigkeit sich mit seinen / ihren metaprofesionellen (Toleranz, Einfülungsvermögen Fähigkeiten in ein Team einzufügen.


    Teams:
    1.therapeutisches Team
    2.MitarbeiterInnen - Plenum
    3.flache Hierarchie
    4.Supervision verpflichtend; Fort- und Weiterbildung erwartet

    Erwünschte und wichtige Kompetenzen der Mitarbeiter sind:
    * Beziehungsfähigkeit

    * Konfliktfähigkeit

    * Reflektionsfähigkeit

    * Toleranz

    * Empathie

    * Übernahme von Verantwortung

    * Alltagskompetenz

    * Kooperationsfähigkeit und -bereitschaft

    * Bereitschaft, offen für andere Lebensweisen zu sein

    * Individualität in der Arbeit

    * gemeinsame positive Grundhaltung

    * Offenheit

    * Fähigkeit zu differenziertem Denken

    * Grenzen bei sich und Anderen akzeptieren

    Die Teilnahme der Mitarbeiter an

    Supervision

    Intervision

    Interner Fortbildung
    ist aufgrund der Komplexität des therapeutischen Konzeptes unverzichtbar. Externe Weiterbildungen sind erwünscht und sollen gefördert werden.

    7.3.3.1 Flache Hierarchie

    Die von Entscheidungen betroffenen Mitarbeiter haben Mitsprache- und Mitbestimmungsrechte, wobei als Mitarbeiter gilt, wer hauptamtlicher Arbeitnehmer ist und einen entsprechenden Arbeitsvertrag hat (auch ABM-Kräfte).
    Nicht als Mitarbeiter in diesem Sinne gelten Hospitanten, Praktikanten und Zivildienstleistende; sie können aber bei Bedarf an den Beratungen teilnehmen.

    Alle Entscheidungen werden nach dem Konsensprinzip getroffen. Ist kein Konsens zu vereinbaren, wird Beratungshilfe von außen vereinbart. Kommt auch dann kein Konsens zustande, wird mehrheitlich entschieden.


    Einzelne Aufgaben können zeitlich befristet an einzelne Mitarbeiter delegiert werden. Die Aufgabenbereiche und die damit verbundenen Entscheidungskompetenzen sollen genau definiert werden. Die Beauftragten entscheiden innerhalb der überlassenen Aufgabenbereiche selbständig, sind jedoch zur regelmäßigen Rechenschaft an die gesamte Mitarbeiterschaft verpflichtet und haben Vorgaben des Mitarbeiter-Plenums nach Möglichkeit umzusetzen.

    Wesentliche Aufgabenbereiche hierbei sind:
    Außen - Vertretung desTOLL - HAUS KÖLN Verhandlungen mit öffentlichen und privaten Kostenträgern
    Finanzplanung und Finanzverwaltung
    Personalverwaltung

    7.3.3.2 Beratungs- und Entscheidungsgremien

    Im TOLL - HAUS KÖLN gibt es insgesamt drei Gremien:
    1. Mitarbeiter - Plenum

    Das Mitarbeiter - Plenum umfaßt alle Mitarbeiter des TOLL - HAUS KÖLN, einschließlich der HWD - Kräfte, Zivildienstleistenden, Praktikanten, Hospitanten, u. a. . Im Mitarbeiter - Plenum sollen alle notwendigen Entscheidungen zum alltäglichen Betrieb des TOLL - HAUS KÖLN getroffen werden. Geplant ist, daß sich dieses Gremium alle 14 Tage trifft.

    2. Bewohner - Rat

    Der Bewohner - Rat setzt sich zusammen aus allen aktuellen Bewohnern und zwei ernannten Mitarbeitern des TOLL - HAUS KÖLN, die als Berater fungieren. Der Bewohnerrat ist das Gremium, mit dem die Bewohner Einfluß und Mitsprache auf die Planung, Entwicklung und Gestaltung des TOLL - HAUS KÖLN nehmen können. Überdies ist es ein Forum, um alle Angelegenheiten des alltäglichen Zusammenlebens zu besprechen und zu regeln. Geplant ist, daß sich dieses Gremium einmal pro Monat trifft.

    3. Therapeutisches Team

    Das Therapeutische Team setzt sich zusammen aus den therapeutischen, pädagogischen, pflegerischen Mitarbeitern, den Laien und Psychiatrie-Erfahrenen, die ebenfalls Mitarbeiter sind. Es entwickelt, fördert und überprüft selbstkritisch den Fortgang der Therapie und Entwicklung des Klienten. In diesem Team hat der Klient ein Mitsprache- und Mitentscheidungsrecht. Alle Maßnahmen, die ihn betreffen, sollen nur nach eingehender Beratung mit seiner bewußten Zustimmung erfolgen. Geplant ist, daß sich dieses Gremium einmal pro Woche trifft.

    Alle Gremien geben sich jeweils eine eigene Geschäftsordnung.

    Die Fachaufsicht über das TOLL - HAUS KÖLN hat ..................................... .
    7.3.3.3 Vereinsvorstand und Einrichtung

    Träger des TOLL - HAUS KÖLN soll ein gemeinnütziger Verein werden. Die Mitarbeiterschaft soll über gewählte Vertreter mit in die Vorstandsarbeit eingebunden sein, und an den sie betreffenden Entscheidungen des Vorstandes voll stimmberechtigt mitwirken.

    8. Kooperation

    Unter Kooperation verstehen wir die enge inhaltliche, also die klientenbezogene Zusammenarbeit zwischen dem Toll - Haus Köln und den Institutionen, die dem TOLL - HAUS KÖLN mit einem Kooperationsvertrag bzw. einer Kooperationsvereinbarung verbundenen sind.

    Ziel der Kooperation ist es, dem Klienten eine stets verläßliche und hohen Standards entsprechende Weiterbegleitung zu sichern.

    Die Ideen des Case - Management erscheinen uns in diesem Zusammenhang als fördernswert; ihre mögliche Anwendung bedarf noch der abschließenden Prüfung ob ihrer Eignung.

    8.1 Gründe für Kooperationen

    Kooperationen sind kein Selbstzweck. Sie dienen in erster Linie dem Klienten, indem sie ihm neue Formen der Begleitung und Entwicklung ermöglichen, die dem TOLL - HAUS KÖLN als Institution der kurz - bis mittelfristigen Behandlungsdauer nicht zur Verfügung stehen ( z.B. Arbeitstraining ).

    Kooperationen verhindern die Isolierung. Die dynamische Kooperation fordert und bietet ständige Auseinandersetzung mit den kooperierenden Institutionen. Diese Dynamik ist der Garant für die beständige Überprüfung der eigenen (Be-) Handlungsstandards.

    Sie garantieren somit Einblicke in die Arbeitsweisen anderer und Anregungen für das eigene Handeln bzw. auch für Veränderung der Kooperation selbst.

    8.2 Formen der Kooperation

    Möglich sind Kooperationen mit unterschiedlichen Institutionen, die - entsprechend der Intensität der Zusammenarbeit - unterschiedliche Verbindlichkeiten haben werden.

    1. Kooperationen mit
    1.1. Kooperationsvertrag mit:
    Psychiatrische Kliniken ( Aufnahme und Rücküberweisung von Klienten, Angebot von TOLL - HAUS KÖLN - Sprechstunden, etc.)
    1.2. Kooperationsvereinbarungen mit:
    -Wohnheimen (TOLL - HAUS KÖLN bietet Sprechstunden für Klienten an)
    -SPZ´s (TOLL - HAUS KÖLN bietet Sprechstunden für Klienten an)
    -Verbänden
    -BApK, BPE sowie deren lokale Vertreter
    -Wohlfahrtspflege (DPWV)
    -etc.
    1.3. Lockere Formen der Zusammenarbeit mit
    -niedergelassenen Psychiatern
    -Beratungsstellen (Hinweis auf das TOLL - HAUS KÖLN)
    -Werkstätten, Arbeitsanbietern
    -Weiterbildungseinrichtungen (Themenspezifische Zusammenarbeit zwischen Bildungswerken und dem TOLL - HAUS KÖLN)
    -Bürgerzentren (TOLL - HAUS KÖLN bietet Bürgersprechstunden an)
    -Dachverbände (DGSP, DPHV, etc.)
    -Einbindung in die PSAG Köln

    8.3 Vernetzung

    Als Vernetzung wird der lockere Verbund auf informeller Basis betrachtet, in dem sich Gruppen und Initiativen mit gleichen oder ähnlichen Interessen und Anliegen treffen und austauschen.


    So sieht es das TOLL - HAUS KÖLN als seine Aufgabe an, im I A S ( Internationale Arbeitsgemeinschaft der SOTERIA - Initiativen ) vernetzt zu sein, um einen ständigen Austausch mit ähnlichen Initiativen und Institutionen zu gewährleisten und den aktuellen Stand von Forschung und Entwicklung der SOTERIA - Ideen zu verfolgen bzw. mitzubestimmen.

    8.4 Netz von mitmenschlichen Beziehungen

    Es wird angestrebt, die während des Aufenthaltes im TOLL - HAUS KÖLN entstandenen und gewachsenen Beziehungen auch nach dieser Zeit zu fördern.


    Es sollen Möglichkeiten für die "Ehemaligen" angeboten werden, wie sie auch weiterhin im Kontakt bleiben können (z.B. Besuch des öffentlichen Toll - Haus - Cafés, ehrenamtliche Mitarbeit, private Kontakte der Ehemaligen untereinander,Einladungen zu öffentlichen Veranstaltungen, u.s.w.).

    9 Wissenschaftliche Grundlagen, Forschung und Begleitung

    Wissenschaftliche Begleitung ist unbedingt notwendig. Sie dient sowohl der Evaluation unserer Arbeit, als auch eröffnet sie Möglichkeiten der Forschung zur Fundierung und Weiterentwicklung des Konzeptes und der mit ihm verbundenen Grundlagen und Ideen.
    Angestrebt wird die Zusammenarbeit mit einer Universität in der Region Köln.

    9.1 Grundlagen

    Alles Sein ist Mit-Sein.

    Menschen sind subjektive, koexistierende Wesen -diese anthropologische Grundannahme bildet die Basis für das Verständnis von Gesundheit und Krankheit, die prägend für die Arbeit im TOLL - HAUS KÖLN ist.

    Gesundheit " ... ist dadurch gekennzeichnet, daß der Mensch sich selbst, ganzheitlich und differentiell, in leiblich konkreter Verbundenheit mit dem Lebenszusammenhang wahrnimmt und im Wechselspiel von protektiven und Risikofaktoren entsprechend seiner Vitalität / Vulnerabilität, Bewältigungspotentiale, Kompetenzen und Ressourcenlage imstande ist, kritische Lebensereignisse bzw. Probleme zu handhaben, sich zu regulieren und zu erhalten, schließlich, daß er auf dieser Grundlage seine körperlichen, seelischen, geistigen, sozialen und ökologischen Potentiale ko-kreativ und konstruktiv entfalten und gestalten kann und so ein Gefühl von Kohärenz, Sinnhaftigkeit, Integrität und Wohlbefinden entwickelt."
    (H. Petzold "Integrative Therapie" Paderborn 1993 S. 553)

    "Krankheit ist eine mögliche Qualität der Lebensprozesse des Leib-Subjektes und seiner Lebenswelt. Sie kann im Verlauf des Lebens durch exogene Ketten schädigender Ereignisse, die das Bewältigungspotential und die Ressourcenlage des Individuums überlasten, verursacht werden oder / und durch endogene Dysregulationen und natürliche Abbauerscheinungen. Die Folge ist, daß die gesunden Funktionen des Organismus, die Fähigkeit der Person zur alloplastischen Gestaltung und kokreativen Entfaltung in Kontext / Kontinuum mehr oder weniger beeinträchtigt, gestört, außer Kraft gesetzt werden oder irreversibel verloren gehen können und dysfunktionale autoplastische Reaktionen auftreten. Damit verbunden können internal subjektive Dissonanzen zum vertrauten Gefühl eigenleiblich gespürter Gesundheit entstehen sowie external perzipierbare Abweichungen von stabilisierten Erscheinungsbildern gesunder körperlicher, seelischer, geistiger und sozialer Lebensprozesse erkennbar werden. Diese Abweichungen werden durch das eigene Gesundheitserleben des Subjekts bzw. durch einen externalen Beobachter festgestellt, wobei sie an kulturellen bzw. gesellschaftlichen normativen Konsensbildungen, Gesundheit und Krankheit betreffend, orientiert sind."


    (H. Petzold "Integrative Therapie" Paderborn 1993 S. 558)

    Dieses Verständnis im Zusammenhang mit dem anthropologischen Koexistenz - Axiom bildet die Grundlage der Begleitung von Menschen in psychosozialen Krisen im TOLL - HAUS KÖLN -Menschen durch mitmenschliche Nähe und Begleitung in der Krise diese bewältigen zu helfen und zu einen selbstbestimmten Leben (zurück) zu führen.


    Wesentliche Erfahrungen bei der Begleitung von Menschen mit der Diagnose Schizophrenie vor allem in den Akutphasen ohne bzw. mit gering dosierter neuroleptischer Medikation sind Luc Ciompi (und Mitarbeitern) in der von ihnen konzipierten SOTERIA Bern zu verdanken.


    L. Ciompi entwickelte hier eine - auf den Erfahrungen von Ronald D. Laing in Kingsley Hall und vor allem von Loren R. Mosher / Alma Menn in der SOTERIA San Francisco basierende Institution zur Behandlung von akut schizophren erkrankten Menschen ohne neuroleptische Medikation. Theoretische Grundlage bildet das Konzept der Affektlogik (L. Ciompi), welches wiederum auf der Vulnerabilitäts - Streß - Hypothese ( J. Zubin et al. / L. Ciompi ) beruht.


    Die Hypothese ist, daß schizophren-psychotische Störungen als Auswirkungen von anders nicht mehr verarbeitbaren affektiven Belastungen auf das Denken besonders vulnerabler Menschen verstanden werden können.


    Als Konsequenz daraus ist zu vermuten, daß eine verwirrende und emotional gespannte Umgebungsatmosphäre nicht nur Ausbruch und Chronifizierung einer schizophrenen Psychose fördert, Besserung oder Heilung andererseits ein möglichst entspanntes, beruhigendes, Sicherheit und Geborgenheit vermittelndes Milieu erfordert.
    Auf diesem Hintergrund wurde die Konzeption der SOTERIA Bern entwickelt.

    Erste katamnestische Studien über zweijährige Behandlungsverläufe in der SOTERIA Bern deuten an, daß diese Form der Begleitung bei Menschen mit schizophrener Psychose mindestens gleichwertige Erfolge aufweist wie konventionelle psychiatrische Behandlungsformen.

    Bisherige Erkenntnisse:
    • Bei 2 / 3 der behandelten Menschen wird die Hilfe als erfolgreich bewertet.

    • Bei intensiver Betreuung ist die Reduktion der akuten psychotischen Symptomatik auch ohne Neuroleptika möglich.


    • Die behandelten Menschen erwarben die Fähigkeit zum differenzierten Umgang mit Neuroleptika, so daß sie bei späteren Krisen sinnvoll mit Medikamenten umgehen konnten.


    • Subjektiv erschien das Erleben der Psychose als weniger traumatisch und leichter in die Lebensgeschichte integrierbar.


    • Es entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit Patienten und Angehörigen, die das Selbsthilfepotential im Sinne von Bewältigungsstrategien stärkte.


    • Zwischen Betreuern, Patienten und Familien entstand ein tragfähiges Vertrauensverhältnis, das auch nach der Entlassung fortdauerte.

    Es stehen noch katamnestische Studien über langjährige Behandlungsverläufe aus, die diese Tendenzen weiter stützen könnten.

    Auf diese theoretischen Hintergründe und praktische Erfahrungen stützt sich die Konzeption des TOLL - HAUS KÖLN.

    Allerdings sollen Möglichkeiten der Begleitung von Menschen auch mit anderen Erlebensweisen ( s. a.: Kap. 3 "Zielgruppe und Aufnahme" ) geschaffen werden. Hierzu fehlen bislang entsprechende Theorien oder Praxis weitgehend. So wird eine Aufgabe des TOLL - HAUS KÖLN darin bestehen, praktische Erfahrungen in der Begleitung auch dieser Menschen zu sammeln, und so im Rahmen der wissenschaftlichen Begleit-forschung konsistente Hypothesen und Theorien zur Begleitung von Menschen in psychosozialen Krisen zu entwickeln, die die SOTERIA - Idee über die Schizophrenie - Akutbehandlung hinaus ausdehnt. Quellen: Ciompi, L. "Affektlogik" Klett-Cotta Stuttgart 1982
    Ciompi, L. "Die emotionalen Grundlagen des Denkens" Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1997
    Ciompi / Dauwalder / Maier / Aebi / Trützsch / Kupper / Rutishauser "Das Pilotprojekt `Soteria Bern´ zur Behandlung akut Schizophrener" (I.)
    Nervenarzt 62 S. 428 - 435 1991
    Ciompi / Kupper / Aebi / Dauwalder / Hubschmid / Trützsch / Rutishauser "Das Pilotprojekt `Soteria Bern´ zur Behandlung akut Schizophrener" ( II. )
    Nervenarzt 64 S. 440 - 450 1993
    Petzold, H. "Integrative Therapie" Junfermann Paderborn 1993

    10 QUALITÄTSSICHERUNG

    Das TOLL - HAUS KÖLN ist bemüht, seine Arbeit durch interne und externe Maßnahmen zur Qualitätssicherung zu einem möglichst hohen Standard zu entwickeln, diesen ständig zu überprüfen und überprüfbar zu machen.

    Qualitätsebenen sollen sein:
    -Qualität der Struktur (Rahmenbedingungen: z.B.: räumliche, sächliche, personelle Ausstattung)
    -Qualität des Prozesses (Anamnese, Hilfeplanung, häuslicher Ablauf, Dokumentation des Hilfeprozesses, etc.)
    -Qualität des Ergebnisses (Wurden angestrebte Ziele erreicht ? Zufriedenheit und Wohlbefinden der Bewohner, etc.)

    Maßnahmen der Qualitätssicherung können sein:

    INTERN
    Erarbeitung und permanente Überprüfung von Konzeptionen
    Leistungsbeschreibung (beständige Überprüfung und ggf. Veränderung)
    Stellenbeschreibung (beständige Überprüfung und ggf. Veränderung)
    Organigramm
    Überprüfung und ggf. Veränderung der strukturellen Bedingungen
    Zielformulierung und regelmäßige Überprüfung der Ziele (auf allen Ebenen)
    Hilfeplan ( z.B.: IBRP ) gemeinsame Erarbeitung zwischen Betroffenen und Mitarbeitern
    anerkanntes Dokumentationssystem

    Bewohnerbefragung

    Angehörigenbefragung

    Mitarbeiterbefragung

    etc.

    EXTERN



    Vernetzung, Kooperation, Koordination

    Krankenkassen, Pflegekassen, Rentenkassen, Sozialhilfeträger

    "Beschwerderat" bei der Stadt Köln

    externe neutrale Gutachter

    Forschung, Wissenschaftliche Begleitung

    Qualitätsbeauftragter, Teilnahme an Qualitätssicherungskonferenzen

    etc.


    11 PROJEKTTOLL - HAUS KÖLN

    Kontakt zu den Mitgliedern des PROJEKTTOLL - HAUS KÖLN

    : E-Mail:
    r_bleymehl@toll-haus.de
    holger.stuettchen@t-online.de
    Homepage: www.toll-haus.de

    PROJEKTTREFFEN:
    Derzeit treffen sich die Mitglieder des Projektes im
    BÜRGERZENTRUM "ALTENBERGER HOF" zweiwöchentlich montags Mauenheimer Str. 92
    17.°° - 19.°° Uhr
    50733 Köln

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    Datum der letzten Änderung: 24.07.99